Mehr Mut für die Digitale Zukunft

Das war die Kernbotschaft, die wir vom Wirtschaftsforum „Digitale Zukunft – chancenreich und chancengleich“ am 9. Oktober im Haus der Wirtschaft in Stuttgart mitgenommen haben.

Sowohl die Eröffnungsrede von Frau Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau als auch viele weitere Vorträge und Podiumsdiskussionen zielten in diese Richtung: die Chancen der Digitalisierung mutig zu nutzen. Und zwar sowohl als Unternehmen und als Arbeitnehmer.

Digitalisierung ist ein Mindset Change. Es geht um die Unternehmenskultur. Und darum die Angst zu überwinden. Diese ist der größte Innovationskiller. Um Angst zu überwinden braucht es Vertrauen. Vertrauen setzt Verstehen voraus. Nur wenn wir verstehen, was Digitalisierung bedeutet - für die Gesellschaft und jeden Einzelnen, können wir Vertrauen aufbauen und die Chancen sehen und ergreifen. Wir brauchen dafür mehr digitale Aus- und Weiterbildung für alle.

Es wurde auch deutlich, dass in Zukunft nicht mehr das (Fach)Wissen entscheidend ist, um erfolgreich im Beruf zu sein. Vielmehr geht es darum Kompetenzen wie Zeitmanagement, Priorisierung, Fokussierung, Analytik, Problemlösungsfähigkeiten, Erkennen von Zusammenhängen und Angstfreiheit zu stärken. Auf Basis dieser Kompetenzen lassen sich die Chancen der Digitalisierung am besten nutzen.

Ein Beispiel, das uns beeindruckt hat: Mutig eine digitale Chance genutzt haben aus unserer Sicht die Gründerinnen von Tandemploy. Beide haben voller Mut und Überzeugung ein Startup auf den Weg gebracht, das Unternehmen dabei unterstützt, flexible Arbeitsmodelle aktiv zu fördern und Jobsharingmodelle umzusetzen. Und damit Menschen die Möglichkeit zu geben, Tandempartner zu finden, mit denen sie spannende und Aufgaben teilen können.

Etwas kontrovers wurde das Thema des flexiblen Arbeitsortes diskutiert. Die Digitalisierung ermöglicht es, dass immer mehr Tätigkeiten unabhängig vom Arbeitsort erledigt werden können. Homeoffice und mobiles Arbeiten halten immer mehr Einzug in viele Unternehmen. Ein Gewinn: weniger Zeitaufwand, um zur Arbeit zu kommen. Diese Zeit kann für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben genutzt werden. Ein Risiko: es kann zur Isolation im Homeoffice und zu einer verstärkten Entgrenzung von Arbeit und Privatleben kommen. Einige Teilnehmer, deren Unternehmen verstärkt auf Teamarbeit setzen, sehen es eher skeptisch, wenn die Teams nicht in einem Raum zusammenarbeiten. Wir hoffen, dass es in naher Zukunft selbstverständlich ist, dass Beschäftigte auf Wunsch mobil Arbeiten können, sofern die Tätigkeit dies grundsätzlich zulässt.

Nadja Alber wird ELvisory am Samstag, den 21. Oktober 2017 bei der Veranstaltung Chancen durch Digitalisierung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Rahmen der Frauenwirtschaftstage in Baden-Baden auf dem Podium vertreten.

Rechtsanspruch für Betreuung von Kindern im Grundschulalter und darüber hinaus

So ziemlich jede Zeitung greift heute das Thema ‚Betreuung für Kinder im Grundschulalter‘ auf. Eine Studie hat gezeigt, dass hier dringender Nachholbedarf besteht. In den letzten Jahren wurde sehr viel investiert in die Betreuung von Kleinkindern - was gut ist. Und auch noch weitere Investitionen erfordert. Insbesondere im Hinblick auf die Qualität der Betreuung und die notwendige gesellschaftliche Anerkennung derjenigen, die als Erzieherinnen und Erzieher tagtäglich wertvolle Zukunftsarbeit leisten.

Aus unserer Sicht ist jedoch auch das Grundschulalter ‚zu kurz‘ gesprungen. Mindestens die 5te und 6te Klasse muss noch mit abgedeckt werden. In den meisten Bundesländern findet ab der 5ten Klasse der Übertritt in die weiterführende Schule statt. Und unsere Erfahrung zeigt, dass gerade dann viele Mütter ihre Arbeitszeit reduzieren. Der Schulwechsel ist für viele Familien eine große Herausforderung, da die Kinder nicht nur eine andere Umgebung, sondern auch neue Lehrer und neue Mitschüler verarbeiten müssen. Noch mehr als in der Grundschule wird Leistung erwartet - meist von den Eltern. Aber auch von den Schulen. Gerade Gymnasien ‚sieben‘ häufig, da es in den meisten Bundesländern keine verbindliche Gymnasialempfehlung mehr gibt. Daher werden Mütter häufig zu Nachhilfelehrern, damit die Kinder den neuen Herausforderungen gerecht werden. Das tut häufig der Beziehung nicht gut, der Karriere der Mutter meist auch nicht. Um die Familien besser zu unterstützen und Kindern mehr Chancengleichheit zu sichern, sollte daher ‚Betreuung für Kinder‘ auf jeden Fall bis zum Ende der 6ten Klasse umgesetzt werden. Und zwar nicht in Form von Aufbewahrung, sondern von hochwertigen Bildungsangeboten, die dazu beitragen, die Kinder gut auf das Leben vorzubereiten.

 https://bildungsklick.de/schule/meldung/wir-brauchen-einen-rechtsanspruch-auf-betreuung-fuer-kinder-im-grundschulalter/

Termine – Weiterbildung zum Elterguide in Kooperation mit der Metropolregion Rhein-Neckar

Während Unternehmen heftig um die besten Fach- und Führungskräfte ringen, möchten Eltern heute ihre Erziehungs- und Familienaufgaben partnerschaftlich meistern. Mit unserem Angebot – der Qualifizierung zum Elternguide – bieten wir Arbeitgebern ein weiteres Instrument an, um ihre familienbewusste Personalarbeit nachhaltig auszubauen. Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten mit Kind unterstützen möchten, können eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter in der zweitägigen Qualifizierung zum innerbetrieblichen Ansprechpartner, dem „Elternguide“, ausbilden lassen. Der Elternguide begleitet Führungskräfte und sämtliche Beschäftigten in allen Fragen der Vereinbarkeit. Er informiert zu Mutterschutz und Mutterschaftsgeld, Elternzeit und Elterngeld, Wiedereinstieg und vielem mehr. Zudem berät er kompetent zu unternehmensinternen Regelungen, gibt Orientierung zu Kinderbetreuung und vermittelt an Anlaufstellen.

Alle Elternguides können in ein Netzwerk aufgenommen werden, wo sie vom regelmäßigen Informationsaustauch profitieren und ihr Wissen stets aktuell halten.

Weitere Informationen zur Weiterbildung.

ELvisory bietet die Veranstaltung in Kooperation mit der Metropolregion Rhein-Neckar zu folgenden Terminen an:

13. und 26. Oktober 2017, jeweils von 9.00 bis 18.00 bzw. 17 Uhr, in den Räumen der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH in Mannheim, N 7, 5-6 (ausgebucht)

22. Februar und 8. März 2018, jeweils von 9.00 bis 18.00 bzw. 17 Uhr, in den Räumen der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH in Mannheim, N 7, 5-6 (ausgebucht)

Interessierte wenden sich bitte an Alice Güntert (Telefon: 0621 12987-41 und E-Mail: alice.guentert@m-r-n.com)

Zu Gast bei den Ludwigshafener Personalgesprächen

Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, zu Gast bei den Ludwigshafener Personalgesprächen zu sein. Gastgeberin Frau Prof. Dr. Rump lieferte sich ein spannendes und unterhaltsames „Duell“ mit ihrem Gast Martin Gaedt

Im „HR-Mambo“ hatten beide Teilnehmer auf der Bühne je 4 Minuten Zeit, ihre Meinung zu den Begriffen „Musterbruch“, „DNA“, „work-life-balance“ und „Generation Y / Z“ mit dem Publikum zu teilen.

Während Herr Gaedt sehr anschaulich mit unterschiedlichen Duplofiguren und Tieren die DNA unterschiedlicher Unternehmen zu einem Cocktail mixte, stimmt Frau Prof. Dr. Rump alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr nachdenklich mit ihrer Definition von „work-life-balance“ und der dahinterstehenden Frage, ob sie selbst noch in dem bisherigen Tempo bis zur Rente arbeiten könne und wolle.

Wie die Generationen künftig miteinander arbeiten können, kommentierte eine Zuschauerin aus der Generation Z, die der Meinung war, dass die Sprache sowie die Interessen der Generationen sehr unterschiedlich sind. Sie appellierte an die ältere Generation sich auch mit den Themen der Jüngeren auseinander zu setzen:
„Man muss nicht immer über Donald Trump oder den G8 Gipfel sprechen; man kann auch einfach mal über Mode reden.“ Dies war zwar ein amüsanter Beitrag; stärkte jedoch nicht mein Vertrauen in die kommende Generation. Ich hoffe, dass die in den Medien häufig verbreitete Meinung über die Generation y und Z nur bedingt stimmen; andernfalls nimmt der Fachkräftemangel sicherlich rasant zu.

ELvisory beim 10. Unternehmenstag von Erfolgsfaktor Familie

Als Mitglied des Netzwerkes „Erfolgsfaktor Familie“ haben wir an dieser Veranstaltung teilgenommen. Es ist ein schöner Erfolg, dass mittlerweile 6500 Unternehmen Mitglied des Netzwerkes sind. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass sich noch sehr viel mehr Unternehmen diesem Netzwerk anschliessen sollten, da das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer mehr Bedeutung gewinnt. Das zeigt auch die jüngste Mitteilung der Europäischen Kommission.
Leider konnte Frau Schwesig nicht wie ursprünglich geplant an der Veranstaltung teilnehmen. Wir hätten uns gerne persönlich bei ihr für ihre Arbeit in den letzten Jahren bedankt, denn sie hat aus unserer Sicht viel Gutes auf den Weg gebracht, um Familien besser zu unterstützen. Wir wünschen ihr für ihre neue Aufgabe viel Erfolg.
Ein echtes Highlight der Veranstaltung war der Beitrag von Frau Renate Schmidt, Familienministerin a. D.   Sie hat in sehr erfrischender und überzeugender Weise vorgetragen, wie es gelingen kann, Väter verstärkt an der Familienarbeit teilhaben zu lassen.
Etwas schade fanden wir, dass es für uns fast keine neuen Inhalte gab und die von uns besuchten Workshops die Teilnehmer nicht so wirklich 'in Aktion' gebracht haben.
Ein aus unserer Sicht sehr guter Ansatz sind die aktuellen Aktivitäten rund um das Thema Familienkompetenzen. Obwohl das BMFSFJ dazu bereits im Jahr 2000 eine Veröffentlichung publiziert hat, wurde in den letzten Jahren leider sehr wenig getan, um diesen Ansatz voranzutreiben. Es geht darum, außerberuflich erworbene Fähigkeiten zu messen und damit ein Bewusstsein in den Unternehmen zu schaffen, diese Mitarbeiter-Kompetenzen zu ermitteln und gezielt für den Unternehmenserfolg zu nutzen. Dazu passend hat Joachim E. Lask sein neues Buch 'Gute Eltern sind bessere Mitarbeiter' vorgestellt. Wir wissen aus eigener Erfahrung mit unseren Kindern und ebenfalls berufstätigen Partnern, dass z. B. Verhandlungskompetenz und Konfliktfähigkeit im familiären Umfeld regelmäßig trainiert werden.
Die Veranstaltung war für uns eine sehr gute Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen und Rückmeldung zu unseren Angeboten von den anwesenden Experten zu erhalten. Insbesondere die Ausbildung zum Elternguide stieß bei unseren Gesprächspartnern auf großes Interesse, da auch hier der Netzwerkgedanke eine wesentliche Rolle spielt.

Im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin, eigenes Foto

Individualität und eigene Entscheidungen von Familien sollten mehr Berücksichtigung finden

-        Fazit zur OECD Studie "Dare to Share" -

Die Studie ist wahrlich keine gut zu lesende Lektüre. Dies liegt zum einen an mehrfachen Dopplungen und sich teilweise widersprechenden Aussagen. Ich vermute, dass die einzelnen Kapitel von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden und mir scheint, diese waren untereinander nicht gut abgestimmt. Vielleicht sollten die häufigen Wiederholungen auch dazu dienen, den Leser in einem neuen Kapitel „abzuholen“, so dass auch das Lesen eines einzelnen Kapitels Sinn macht. Dies wird jedoch nirgends erwähnt und sollte es die Intention der Verfasser gewesen sein, ist diese leider nicht geglückt. Vielmehr wird das Lesen erschwert und der Leser zunehmend entnervt.

Wissenschaftlich gesehen finde ich es besonders problematisch, dass in der Studie mit vagen Aussagen wie ein nicht unerheblicher Teil, verbreitet, im Durchschnitt, relativ lange, relativ kurze gearbeitet wird, statt mit für sich sprechenden Zahlen. Hinzu kommt, dass thematisch passende Thesen nicht zusammenhängend dargestellt sondern über etliche Kapitel verteilt werden. Mir scheint es, als werden bestimmte Angaben an Stellen gemacht (oder eben nicht), um gewünschte Wirkungen zu erzielen. Es bleibt ein fader Beigeschmack, dass der Leser verwirrt oder beeinflusst werden soll. Dieser wird verstärkt, da die Studie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bezuschusst wurde. Wie bereits zu Beginn der Studie erwähnt, soll der Bericht „die Bundesregierung bei ihren Anstrengungen zur Förderung von mehr Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf unterstützen.“ Gerade deswegen sollte eine wissenschaftlich fundierte Studie alle (nicht) vorhandenen Maßnahmen kritisch beleuchten und die Kritik auch mittels Daten belegt werden. Dies fehlt mir hier leider. Hingegen werden teilweise Empfehlungen gemacht, mit denen sich die Studie merkwürdigerweise inhaltlich nur mit ganz wenigen Sätzen befasst oder gar kaum auseinandersetzt (Bsp.: Die Empfehlung auf einen Anspruch auf Rückkehr in Vollzeit oder die außerschulische Betreuung für Kinder im Grundschulalter).

Ich hatte mir einige neue Impulse, Zahlen, Daten und Fakten erhofft. An mancher Stelle wurde meine Neugier zwar geweckt, jedoch fehlten dann weitere Erläuterungen oder Zahlen, um die sich mir ergebenden Fragen nach dem „warum“ zu beantworten.

Beispielhaft sei hier erwähnt:

-        „In den neuen Bundesländern hat sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigung unter den erwerbstätigen Müttern zwischen 1995 und 2012 fast verdoppelt, von 23% auf 44%.“ Das ist eine interessante Tatsache, da doch das öffentliche Kinderbetreuungsangebot in den neuen Bundesländern gerade in den Jahren bis zum starken Ausbau in den alten Bundesländern deutlich höher war. Bedauerlicherweise werden hier keine möglichen Erklärungen gegeben.

-        Frauen in Norwegen wenden demnach 210 Minuten für unbezahlte Arbeit auf; Männer 160 Minuten. Auf einen Haushalt bezogen müsste dies im Durchschnitt heißen, dass 370 Minuten am Tag für unbezahlte Arbeit aufgebracht werden. In Korea sind es dagegen nur 230 plus 45 Minuten, d.h. zusammen 275 Minuten. Auch hier hätte ich mir eine nähere Erklärung gewünscht. Werden in Korea mehr haushaltsnahe Dienstleistungen eingekauft oder übernehmen andere Familienmitglieder wie z.B. Großeltern oder Kinder einen Teil der Arbeit?

-        2014 lebten rund 83,1% der Kinder in einem Haushalt mit zwei Elternteilen. Interessant ist, dass in Deutschland deutlich mehr Kinder bei verheirateten Eltern aufwachsen als in vielen anderen europäischen OECD-Ländern. 2014 lebten rund 75,6% der Kinder in Deutschland mit zwei verheirateten Elternteilen zusammen, verglichen mit weniger als 60% in Frankreich und vielen nordeuropäischen OECD-Ländern (Estland, Island, Norwegen und Schweden). Gleichzeitig wachsen mehr Kinder bei zwei unverheiratet zusammenlebenden Elternteilen auf. Hier hätte ich die Zahl der Eheschließungen und Scheidungsraten interessant gefunden; d.h. wachsen in Deutschland mehr Kinder bei verheirateten, leiblichen Eltern auf, weil mehr Eltern heiraten oder weil die Scheidungsraten geringer sind als in anderen OECD Ländern? Oder sind die Scheidungsraten zwar hoch, aber gleichzeitig auch die Wiederverheiratungsraten, so dass  Kinder zwar häufig mit zwei verheirateten Elternteilen aufwachsen, ein Elternteil jedoch nicht das leibliche ist?

-        Väter nehmen eigenen Angaben zufolge seltener Elternzeit, weil sie Karriereeinbußen befürchten.  Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, warum Väter dies so empfinden und hinnehmen müssen. Zudem fehlt mir hier auch eine Empfehlung an die Politik. Wie sollen Väter unter diesen Voraussetzungen ermutigt werden, (längere) Elternzeit zu nehmen?

Wichtig wäre auch ein Hinweis gewesen, dass einzelne Maßnahmen für sich nicht die gewünschte Wirkung von mehr Partnerschaftlichkeit erzielen, sondern dass dies nur durch die Summe vieler unterschiedlicher Maßnahmen erzielt werden kann. Beispielhaft soll hier erwähnt werden, dass durch den Ausbau der Kinderbetreuung Frauen zwar mehr Zeit für die Erwerbsarbeit haben, hierdurch aber kein Anreiz gesetzt wird, dass die Väter sich stärker an der Kinderbetreuung beteiligen.

Für alle, die sich – aus unterschiedlichen Gründen – mehr Partnerschaftlichkeit wünschen, zeigt die Studie zumindest auf, was mögliche Wege zu einer Verbesserung sein könnten; auch wenn diese leider nicht immer in der eigenen Hand, bzw. in der Hand der Partner liegen. Doch was ist mit den Eltern, die sich gar nicht mehr Partnerschaftlichkeit wünschen? Wie auch die Studie zugeben muss, gibt es nach wie vor Frauen, die nicht oder nicht mehr Stunden arbeiten möchten. Mag sein, dass sie dies nicht möchten, weil sie so viele andere Verpflichtungen haben und der Mann zeitlich wenig verfügbar ist. Mag aber auch sein, dass sie sich ihr Modell unabhängig von Rollenklischees, gesellschaftlichen Normen, Anforderungen der Politik und sogar auch mit dem Wissen um das Risiko im Falle einer Scheidung genauso und mit voller Absicht ausgesucht haben. Weil sie einfach gerne viel Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten und weil sie sich einfach gerne um ihre Familie kümmern. Forderungen oder auch nur Gedanken, wie diese Gruppe unterstützt werden kann, werden einfach nicht gemacht. Meiner Meinung nach sollte jeder Familie das notwendige Wissen zur Verfügung gestellt werden, um eigene Entscheidungen abzuschätzen und tragbar zu machen. Gleichzeitig sollte jede Familie die Möglichkeit haben, ihr Leben so zu gestalten, wie es für alle Familienmitglieder am besten ist, ohne gleich einem Stigma zu erliegen. Politische Maßnahmen sollten daher die individuellen Bedürfnisse der Familien im Blick haben und weniger eigene Interessen verfolgen.

 

Zusammenfassung des 6. und letzten Kapitels der OECD Studie zum Thema Partnerschaftlichkeit

Das letzte Kapitel der OECD Studie befasst sich mit dem Vergleich des Geburtenverhaltens in Deutschland und Frankreich. „Ziel ist es zu untersuchen, wie Deutschland sich von den französischen Praktiken und Politikern inspirieren lassen könnte, um die partnerschaftliche Aufgabenteilung in Familie und Beruf zu stärken und so dafür zu sorgen, dass sich beruflicher Erfolg und Elternschaft besser vereinbaren lassen.“[1] <Anmerkung: Auch dieses Kapitel wimmelt wieder von Dopplungen, die das Lesen erschweren und verlängern. Ich versuche, mich in der Zusammenfassung auf das Wesentliche zu beschränken.>

Weil durch eine gute Partnerschaftlichkeit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert wird, kann mehr Partnerschaftlichkeit auch höhere Geburtenraten fördern. Interessant ist, „dass die Länder mit einer höheren Erwerbstätigenquote der Frauen auch zur Gruppe der Länder gehören, in denen die Geburtenraten bei nahezu 2 Kindern je Frau liegen.“[2]

 „Als entscheidende Faktoren für die Differenz zwischen den Geburtenraten in Frankreich und Deutschland werden die Auswirkungen der Mutterschaft auf die Erwerbstätigkeit und die Arbeitsstundenzahl der Frauen sowie die unterschiedlichen Einstellungen in den beiden Ländern zur Aufteilung von Erwerbsarbeit und Kindererziehung innerhalb der Paare identifiziert.“[3]

Die Unterschiede im Geburtenverhalten in beiden Ländern drücken sich auch in der endgültigen durchschnittlichen Kinderzahl aus, denn Frauen in Deutschland haben durchschnittlich weniger Kinder: Der Anteil mit zwei oder mehr Kindern liegt in Deutschland bei 39%, in Frankreich bei 44%.

Der wichtigste Umstand ist allerdings, dass in Frankreich wesentlich weniger Frauen bis zum Ende ihres gebärfähigen Alters kinderlos bleiben als in Deutschland. In Frankreich bleiben nur 13% der Frauen kinderlos. In den neuen Bundesländern ist dies in etwa gleich; in den alten Bundesländern sind rund 23% der in den späten 1960er und/oder frühen 1970er Jahren geborenen Frauen kinderlos.

„Kinderlosigkeit kann in Deutschland mit verschiedenen Faktoren in Zusammenhang gebracht werden Die Wahrscheinlichkeit der Kinderlosigkeit ist höher unter Frauen mit hohem Bildungsniveau und ohne Migrationshintergrund, die Vollzeit arbeiten und in städtischen Räumen leben. Der Kinderlosenanteil ist beispielsweise unter Frauen mit niedrigem Bildungsniveau mit 15% fast halb so hoch wie unter Frauen mit Hochschulabschluss (27%), wobei Frauen mit Migrationshintergrund einen großen Teil der Frauen mit niedrigem Bildungsniveau stellen. In westdeutschen Städten beträgt der Anteil der Kinderlosen unter Frauen mit hohem Bildungsniveau ohne Migrationshintergrund 38%, und er erhöht sich auf 48%, wenn diese Frauen zudem in Vollzeit arbeiten.“[4]

Somit „hat das deutlich gestiegene Bildungsniveau der Frauen zur Folge, dass sich für sie die Kosten einer Unterbrechung der beruflichen Laufbahn wegen Schwangerschaft und/ oder Kindererziehung erhöhen. Zweitens ist es für Frauen angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Instabilität sowie des Risikos der Trennung vom Partner zunehmend wichtig, ihre Arbeitsmarktsituation zu sichern, bevor sie eine Familie gründen.“[5]<Anmerkung: Ich habe eine These bezüglich des 2008 geänderten Unterhaltsrechts in einem Interview mit der Scheidungsanwältin Helene Klar gelesen, die mich zumindest nachdenklich stimmt. Sie sagt: „Wenn man wirklich wollte, dass Frauen dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben, müsste man die Unterhaltsansprüche erhöhen und nicht abschaffen. Wenn es für den Mann nach der Trennung teurer wird, weil sie nicht erwerbstätig ist, wird er sagen, ich bringe die Kinder in den Kindergarten und Du arbeitest weiter. Denn wenn beide gleich verdienen, muss er nie Unterhalt zahlen. Aber er muss vorher was dafür leisten.“[6] >

Die Kinderlosigkeit in Deutschland wird in der Studie auf eine schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurückgeführt, denn „eine nicht unerhebliche Zahl von Frauen, die eine berufliche Karriere verfolgen wollen, bleibt kinderlos.“[7] <Anmerkung: was bedeutet hier „eine nicht unerhebliche Zahl“? Hier hätte ich mir Zahlen gewünscht um mir als Leser selbst ein Bild zu machen, ob die Zahl nun groß oder klein ist.>

Eine niedrige Fertilität und Kinderlosigkeit sind jedoch nicht immer Ausdruck persönlicher Präferenzen. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland ist der Anteil der Frauen, die Kinderlosigkeit für sich persönlich als „ideal" betrachten, gering: Er beträgt 3% in Frankreich und 7% in Deutschland und ist somit deutlich geringer als der tatsächliche Anteil der Kinderlosen. Daraus kann geschlossen werden, dass viele Frauen in Frankreich, vor allem aber in Deutschland, ungewollt kinderlos sind.

„Ein weiterer Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland betrifft die ideale Kinderzahl. 2011 gab in Frankreich ein großer Teil der Frauen (45%) an, dass sie gerne mindestens drei Kinder hätten. In Deutschland betrug der entsprechende Prozentsatz nur 18%. Dort gaben zwei Drittel der Befragten an, dass sie zwei Kinder als ideal betrachten. [… ] seit Anfang der 2000er Jahre [erfolgt] eine Zunahme der Zahl der Kinder, die Erwachsene eigenen Angaben zufolge gerne hätten.“ Dies wird mit einer veränderten Wahrnehmung in Verbindung gebracht: „2013 betrachteten 33% der Deutschen ihr Land als kinderfreundlich, 2007 betrug dieser Anteil nur 25%, 2013 fühlten sich weniger Eltern von Kindern unter 3 Jahren finanziell eingeschränkt (48% gegenüber 36%), und der Anteil derjenigen, die es schwer fanden, Betreuung für ihre Kinder zu finden, war deutlich gesunken — von 29% im Jahr 2007 auf 13% im Jahr 2013.“[8]

Die Erwerbstätigenquoten der Frauen sinken in beiden Ländern mit steigender Kinderzahl, allerdings mit dem Unterschied, dass Mütter mit 1 oder 2 Kindern in Frankreich mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig sind. Dies gilt auch für Mütter mit Kindern im Vorschulalter. Es sind zwar kaum noch Unterschiede bei den Erwerbstätigenquoten festzustellen, sobald das jüngste Kind in die Schule kommt; in der Zahl der Arbeitsstunden bestehen jedoch weiterhin Unterschiede. <Anmerkung: Die gesamte Studie – wie auch die politische Diskussion in Deutschland – beschäftigt sich meiner Meinung nach viel zu wenig mit den Themen von Eltern schulpflichtiger Kinder. Es scheint, als wäre die Familienpolitik auf Eltern mit kleinen Kindern beschränkt. Auch die Studie geht der Frage nach möglichen Ursachen für die unterschiedliche Anzahl von Wochenstunden erwerbstätiger Frauen mit schulpflichtigen Kindern leider nicht nach. In nur wenigen Sätzen, die etliche Seiten später folgen, wird festgestellt, dass außerschulische Betreuung in Frankreich besser ausgebaut ist und die Schulzeiten in Frankreich deutlich länger sind als in Deutschland.>

Mit der Anzahl der Wochenarbeitsstunden ist ein hoher Anteil der beschäftigten Frauen in Deutschland, die mehr als 35 Stunden pro Woche arbeiten und deren Partner ebenfalls in Vollzeit arbeitet, nicht zufrieden: Fast 3/4 würden gerne weniger arbeiten. In Frankreich (48%) sowie in Finnland, Norwegen und Schweden (rd. 40%) ist der Anteil deutlich niedriger. Frauen wünschen sich, dass ihr Partner durchschnittlich deutlich mehr Stunden pro Woche arbeitet als umgekehrt. Es ist anzunehmen, dass dieser Wunsch mit der in Deutschland stärker als in Frankreich vorherrschenden Ansicht einhergeht, „dass Männer sich erst einmal ein stabiles Einkommen sichern sollten, bevor sie heiraten und Kinder in die Welt setzen.“[9] Neben dem stabilen Einkommen haben „das Bildungsniveau und der Verdienst des männlichen Partners in Deutschland einen wesentlich größeren Einfluss auf das Geburtenverhalten […] als in Frankreich. Einkommensunterschiede zwischen den Partnern haben in Frankreich bei sonst gleichen Bedingungen keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Elternschaft. In Deutschland hingegen, wo der Verdienst des Mannes häufig als entscheidend für die erforderliche Einkommenssicherheit betrachtet wird, um Kinder zu haben, steigt die Wahrscheinlichkeit der Elternschaft erheblich, wenn der Mann deutlich mehr verdient als die Frau. Dieser starke Einfluss des Verdiensts des Mannes auf das Geburtenverhalten erklärt sich daraus, dass die Vorstellung, wonach der Mann für den Unterhalt der Familie aufkommen muss, sowie traditionelle Geschlechterrollen und Verhaltensmuster in Deutschland noch deutlich stärker verbreitet sind als in Frankreich.“[10]

 

Laut Studie könnten folgende Aspekte die Geburtenraten erhöhen:

  • Das gesetzte Ziel für den Ausbau des Kinderbetreuungsangebots. Eine Betreuungsquote von 39% könnte die Geburtenziffer von 1,4 auf 1,55 Kinder je Frau erhöhen.
  • Die Einführung eines vom Vater zu nehmenden Teils der Elternzeit. Denn diese schien in Schweden  – anders als in Norwegen -  zu einem erheblichen Anstieg der Fertilität geführt zu haben. Insbesondere wurde ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit der Geburt eines zweiten oder dritten Kindes verzeichnet, vor allem in Niedrigeinkommenshaushalten.
  • Veränderungen der Beschäftigungsstrukturen. Diese gestatten Eltern, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
  • Eine geschlechtergerechtere Aufteilung von Erwerbstätigkeit und Kindererziehung zwischen Müttern und Vätern.[11] Wenn Paare bereits ein Kind haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein zweites Kind bekommen, wenn sich die Väter stärker um die Kinder kümmern.

 

[1] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 211

[2] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 214

[3] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 213

[4] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 217

[5] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 219

[6] Familien, Süddeutsche Zeitung Magazin, 2016, S.159

[7] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 217

[8] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 218

[9] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 223

[10] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 225

[11] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 226f.

Zusammenfassung des 5. Kapitels der OECD Studie, Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit unter Partnern

Das vorletzte Kapitel der OECD Studie beschäftigt sich mit dem spannenden Thema der Aufteilung von unbezahlter Arbeit zwischen Partnern, denn „im Durchschnitt widmen in einer Partnerschaft lebende Frauen unbezahlter Arbeit doppelt so viel Zeit wie in einer Partnerschaft lebende Männer.“ [1] Die Gründe hierfür sind unterschiedlich und die prozentualen Unterschiede in den OECD Ländern variieren stark. „So verbringen in Korea  Männer, die in einer Partnerschaft leben 19% ihrer Zeit mit unbezahlter Arbeit, in Norwegen sind es indessen 82 %.“[2] <Anmerkung: Entweder ist die Formulierung nicht korrekt oder die Zahl stimmt nicht. Norwegische Männer werden sicherlich auch mal schlafen und sie arbeiten auch; d.h. sie können nicht 82% ihrer Zeit mit unbezahlter Arbeit verbringen.>

Zu den am häufigsten identifizierten Merkmalen von Paaren, die die Aufgaben ausgewogen oder ausgewogener aufteilen, zählen:

  • Unverheiratete Paare, die in einer Lebensgemeinschaft leben. Sie teilen die Aufgaben partnerschaftlicher als verheiratete Paare. Verheiratete Paare, die zunächst in einer Lebensgemeinschaft gelebt haben, teilen ihre Aufgaben ebenfalls gleichmäßiger auf.
  • Je mehr Zeit die Frau in einem Doppelverdienerhaushalt mit bezahlter Arbeit verbringt, desto partnerschaftlicher teilen solche Paare die Hausarbeit. Zu dieser Konstellation kommt es in erster Linie dadurch, dass Frauen ihre unbezahlte Arbeit reduzieren da sich der Zeitaufwand der Männer für unbezahlte Arbeit mit der Erwerbstätigkeit der Frau, wenn überhaupt, nur geringfügig verändert.
  • Ein höheres relatives Einkommen der Frauen geht mit einer partnerschaftlicheren Aufteilung der Hausarbeit einher. Dennoch besteht zwischen den relativen Erwerbseinkommen und der Aufteilung der Hausarbeit kein proportionaler Zusammenhang, und es sind Belege dafür vorhanden, dass Frauen in Paaren, in denen sie mehr verdienen als der Mann, weiterhin einen größeren Teil der Hausarbeit übernehmen.
  • Paare mit hohem Bildungsniveau orientieren sich weniger an traditionellen Normen und teilen die Hausarbeit und/oder Kindererziehung partnerschaftlicher auf.
  • Die Geburt von Kindern ist einer der Hauptgründe für die ungleiche Arbeitsaufteilung in Familien - kinderlose Paare teilen die Aufgaben deutlich ausgewogener auf als Paare mit Kindern. Mit der Elternschaft gehen viele Paare (oft unfreiwillig) zu einer (stärker) traditionellen Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit über.
  • Bei Paaren mit geschlechtergerechteren  Einstellungen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie die unbezahlte Arbeit gleichmäßiger aufteilen.[3]

 

In der Fachliteratur wird die Elternschaft als entscheidende Phase bezeichnet, da sie der Moment im Leben ist, der die künftige Erwerbskonstellation und Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit der Paare bestimmt. So kann ein unzureichendes öffentliches Angebot wie beispielsweise zu wenig Kinderbetreuungsplätze und unflexible Arbeitszeiten Paare entmutigen oder von der partnerschaftlichen Aufgabenteilung in ihrem gemeinsamen Leben abhalten. Laut Studie begünstigen beispielsweise die Vätermonate in der Elternzeit eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben.[4]

 

Nicht vermutet hätte ich, dass der geringere zeitliche Umfang mit unbezahlter Arbeit   nur für Männer in einer Partnerschaft gilt. Denn Studien zeigen, dass höhere Erwerbstätigenquoten der Frauen mit einem stärkeren Engagement der Männer in unbezahlter Arbeit einhergehen. „Die Zeit, die alleinstehende Männer mit unbezahlter Arbeit verbringen, nimmt mit steigender Erwerbstätigenquoten der Frauen zu. Als mögliche Erklärungsfaktoren werden Geschlechternormen oder die Verbesserung der Chancen dieser Männer am Heiratsmarkt angeführt.“[8]>

Eigenartig ist, dass Frauen mit einem höheren Einkommen als ihre Partner, nicht weniger unbezahlte Arbeit leisten. Das Ergebnis steht im Widerspruch zu Wirtschaftstheorien, denen zufolge das Erwerbseinkommen und/oder das Verdienstpotenzial der Partner der ausschlaggebende Faktor für die Aufteilung der unbezahlten Arbeit ist.[9] Bekräftigt wird hierdurch „das „Doing gender"-Argument, wonach Männer und Frauen bestrebt sind, gesellschaftliche Geschlechternormen einzuhalten, denen zufolge Frauen traditionelle Frauenaufgaben übernehmen, wie Hausarbeit und Kindererziehung, und die Männer traditionelle Männertätigkeiten ausüben, wie Erwerbstätigkeit.“[10] Paare mit hohem Bildungsniveau vertreten mit größerer Wahrscheinlichkeit geschlechtergerechte Einstellungen und teilen die Aufgaben partnerschaftlicher. Bildung kann als ein wichtiges Instrument für die Herbeiführung von Einstellungs- und Verhaltensänderungen angesehen werden — dabei setzen Personen mit hohem Bildungsniveau häufig den Trend für solche Veränderungen, bevor sie vom Rest der Gesellschaft übernommen werden.[11] „Zudem ist die Geschlechterdifferenz bei der unbezahlten Arbeit unter in einer Partnerschaft lebenden Männern und Frauen mit höheren Haushaltseinkommen geringer. In einer Partnerschaft lebende Frauen in den obersten 30% der Haushaltseinkommensverteilung leisten weniger unbezahlte Arbeit als Frauen in finanziell weniger gut situierten Haushalten in den unteren 30% der Verteilung. In einer Partnerschaft lebende Männer in Haushalten der hohen Einkommensschicht verwenden genauso viel oder mehr Zeit auf unbezahlte Arbeit wie Männer in Haushalten mit geringerem Einkommen. Erwartungsgemäß sind Paare mit höherem Haushaltseinkommen in allen Ländern mit größerer Wahrscheinlichkeit hochqualifiziert und Doppelverdiener, so dass sie mehr Zeit in Erwerbsarbeit verbringen als Paare mit niedrigem Einkommen.“[12] Paare, die in ihrem Land in den oberen 30% der Haushaltseinkommensverteilung liegen, lagern die Hausarbeit möglicherweise aus und/oder stellen Personen ein, die sie für sie erledigen. Und/oder schaffen sich mehr zeitsparende elektronische Geräte an. „Heisig (2011) zeigt beispielsweise, dass reichere Haushalte in 33 Ländern weniger Zeit mit Hausarbeit verbringen und vertritt die Auffassung, dass die Automatisierung der Arbeit im Haushalt bei der Reduzierung des Zeitaufwands für Hausarbeit eine besonders wichtige Rolle spielt.“[13] <Anmerkung: Vielleicht sollte Herr Seehofer den Familien lieber Saugroboter als Kinderwägen zur Verfügung stellen😊> http://www.focus.de/politik/deutschland/parteien-schwesig-stellt-plaene-fuer-familienarbeitszeit-vor_id_6879383.html.

 

„Nichterwerbstätige oder arbeitslose, in einer Partnerschaft lebende Frauen leisten in allen Ländern, außer Norwegen, mehr unbezahlte Arbeit als erwerbstätige Frauen. Und obwohl in einer Partnerschaft lebende Frauen weniger Zeit mit unbezahlter Arbeit verbringen, je mehr bezahlte Arbeit sie leisten, nimmt ihr unbezahlter Arbeitsaufwand nicht proportional zur Länge ihrer Arbeitswoche ab. Im Vergleich zu in einer Partnerschaft lebenden Frauen verändert sich der in der Regel geringere unbezahlte Arbeitszeitumfang von in einer Partnerschaft lebenden Männern mit der Länge der Arbeitswoche weit weniger stark.“[1] In keinem der OECD Länder ist der Anteil der unbezahlten Arbeit der in einer Partnerschaft lebenden Frauen in Paaren mit identischer Erwerbsstundenzahl proportional geringer. In Vollzeit-Doppelverdienerhaushalten teilen die Partner die Hausarbeit zwar ausgewogener auf, sind aber immer noch weit von einer gerechten 50-50-Aufteilung entfernt. Der Frauenanteil an der Hausarbeit reicht von 62% in Deutschland bis 88% in Korea. „In Paaren mit stärkerer Frauenerwebsbeteiligung am Arbeitsmarkt , wird die unbezahlte Arbeit ausgewogener aufgeteilt. Der Hauptgrund hierfür besteht aber darin, dass in einer Partnerschaft lebende Frauen und Doppelverdienerpaare insgesamt weniger unbezahlte Arbeit leisten, und nicht darin, dass in einer Partnerschaft lebende Männer mehr unbezahlte Arbeit übernehmen.“[2] <Anmerkung: Diese Aussage ist konträr zu folgender: „In Ländern mit höherer Frauenerwerbstätigkeit übernehmen in einer Partnerschaft lebende Männer etwas mehr unbezahlte Arbeit. In Norwegen, Finnland und Frankreich teilen in einer Partnerschaft lebende Männer und Frauen die bezahlte und unbezahlte Arbeit gleichmäßig(er) untereinander auf als in den anderen acht untersuchten Ländern. Alle drei Länder weisen ein breites Spektrum an staatlichen Maßnahmen auf, die die Aufgabenteilung begünstigen, wie Elternzeit und/oder ein gutes Kinderbetreuungsangebot. Zudem herrscht in diesen Ländern eine  geschlechtergerechtere Einstellungen.[3] Vermutlich kommt es hier auf das kleine Wort „etwas“ an; der Leser wird jedoch durch diese nicht aufeinanderfolgenden und leicht abgeschwächten Aussagen irritiert und mich würde interessieren, welche genauen Definitionen die OECD den Begriffen „leicht, ein wenig oder etwas“ zuordnet.

 

Junge Eltern teilen sich die Arbeit traditioneller auf als Paare ohne Kinder. In einer Partnerschaft lebende Väter verbringen täglich zwischen 8 und 28 Minuten mehr in bezahlter Arbeit als in einer Partnerschaft lebende Männer ohne Kinder. „Unter in einer Partnerschaft lebenden Frauen ist der Unterschied in der Erwerbsarbeitszeit erheblich größer, wobei sich Mütter häufig ganz oder teilweise vom Arbeitsmarkt zurückziehen. Die größten Unterschiede zwischen in einer Partnerschaft lebenden Frauen mit und ohne Kinder sind in Österreich und Deutschland festzustellen (203 bzw. 135 Minuten pro Tag), wohingegen der Unterschied in Norwegen nur 15 Minuten pro Tag beträgt.“[14]

Die Ergebnisse zeigen, dass der Übergang zur Elternschaft ein kritischer Zeitpunkt ist, der maßgeblich darüber entscheidet, ob Paare die bezahlte und unbezahlte Arbeit weiterhin teilen werden. Anmerkung: Hier fehlt mir die Betrachtung der Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Eltern, die sich die Arbeit mit kleinen Kindern noch partnerschaftlich aufteilen, da sie z.B. gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben, fallen mit Schuleintritt der Kinder häufig wieder in traditionelle Rollen zurück, da aufgrund schlechter nachschulischer Betreuungsmöglichkeiten insbesondere die Mütter ihre Arbeitszeit reduzieren.

 

Die Elternzeit, insbesondere die für Väter reservierten Monate sind eine wichtige Politikmaßnahme für eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben. In einer Studie wurden die anhaltenden mittelfristigen Effekte der Elternzeit auf Paare in Deutschland und insbesondere Elterngeldväter, auch nach Ablauf der Elterngeldmonate, analysiert. „Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass in Paaren, die sich die Elterngeldmonate partnerschaftlicher aufteilen, die Väter mit größerer Wahrscheinlichkeit während der Elterngeldmonate und auch im Anschluss daran Teilzeit arbeiten. Väter, die mindestens drei Elterngeldmonate in Anspruch nehmen, beteiligen sich in der Regel partnerschaftlicher an Hausarbeit. Ihren Angaben zufolge hat sich auch die Beziehung zu ihren Kindern intensiviert, und diese Intensität der Vater-Kind-Beziehung bleibt über diese Phase hinaus bestehen. Väter mit mindestens drei Elterngeldmonaten — und insbesondere Väter, die ihre Arbeitszeit nach der Phase der Väterzeit reduziert haben — gaben indessen an, davon überzeugt zu sein, dass ihre Karriere darunter gelitten habe oder wahrscheinlich darunter leiden werde.“[15] Anmerkung: Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, warum Väter Karriereeinbußen hinnehmen müssen. Zudem fehlt mir hier auch eine Empfehlung an die Politik. Wie sollen Väter unter diesen Voraussetzungen ermutigt werden, (längere) Elternzeit zu nehmen?

Bildung leistet in der Mehrzahl der elf Länder, für die Zeitverwendungsdaten analysiert wurden, einen wichtigen Beitrag zu einer partnerschaftlicheren Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Paare mit hohem Bildungsniveau sind mit größerer Wahrscheinlichkeit Doppelverdiener, und sie teilen die unbezahlte Arbeit im Allgemeinen ausgewogener auf als Paare ohne Hochschulqualifikation. Väter in Paaren mit hohem Bildungsniveau beteiligen sich in der Regel stärker an Kinderbetreuungsaktivitäten als Väter in Paaren, die über ein geringeres Bildungsniveau verfügen. Während jedoch Väter in Paarfamilien einen größeren Teil ihrer Kinderbetreuungszeit mit qualitativ hochwertigeren Aktivitäten der Kinderbetreuung als Mütter verbringen, übernehmen hingegen in einer Partnerschaft lebende Männer mit geringerer Wahrscheinlichkeit die Pflege anderer Erwachsener im Haushalt als in einem Paarhaushalt lebende Frauen. Mütter, und insbesondere Mütter mit Säuglingen, verwenden oft mehr Zeit auf Tätigkeiten, die zur Körperpflege gehören.[16]

Neben dem Aspekt der Bildung und der Elternzeit sieht die Studie Steuermodelle als Einflussmöglichkeit für mehr Partnerschaftlichkeit. „Die Steuer- und Transfersysteme bieten Eltern ebenfalls bedeutende finanzielle Anreize, Doppelverdienerpaare zu bleiben und nicht zum traditionellen Modell des männlichen Alleinverdieners zurückzukehren.“[17] <Anmerkung: An dieser Stelle kann wohl nicht Deutschland mit seinem Doppelbesteuerungsmodell gemeint sein. Im ersten Kapitel hatte die Studie genau dieses ja schon als genaues Gegenteil erklärt.>

 

[1] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 179

[2] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 179

[3] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 180

[4] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 181

[5] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 182

[6] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 202

[7] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 185

[8] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 181

[9] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 184

[10] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 185

[11] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 187

[12] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 188

[13] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 188

[14] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 193

[15] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 194

[16] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 201

[17] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 193

 

Zusammenfassung des 4. Kapitels der OECD Studie: „Verteilung von Erwerbsarbeit und Erwerbseinkommen in Paaren mit Kindern“

„In den OECD-Ländern ist die Erwerbsarbeit nur selten gleich zwischen beiden Elternteilen aufgeteilt. Erwerbsarrangements, bei denen beide Partner vollzeitnah arbeiten (hier definiert als zwischen 30 und 39 Wochenstunden), sind in Dänemark, Norwegen, Frankreich und Finnland am gängigsten.“[1]

„Für vollzeiterwerbstätige Mütter (mindestens 40 Stunden pro Woche) ist die Wochenarbeitszeit in Österreich, der Schweiz und Deutschland am längsten, während sie in Frankreich und den nordischen Ländern relativ kurz ist. Die Mehrheit der in einer Partnerschaft lebenden Mütter arbeitet in Dänemark, Finnland, Frankreich und Norwegen zwischen 35 und 39 Stunden. In Island und Schweden sowie in den Vereinigten Staaten leisten die meisten in einer Partnerschaft lebenden Mütter zwischen 40 und 44 Wochenstunden.[2]

An dieser Stelle habe ich zwei Zitate aneinander gereiht, weil ich diese Abschnitte mehrmals lesen musste und doch zu keiner für mich verständlichen Aussage komme: Bedeutet dies, dass die Wochenarbeitszeit für vollzeiterwerbstätige Mütter in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland höher ist? Und wenn ja, wieviel Stunden arbeiten dann vollzeiterwerbstätige Mütter in den Ländern mehr als in den skandinavischen Ländern? Die Angabe zwischen 35 und 39 Stunden bezieht sich ja nicht auf die Vollzeiterwerbstätigkeit, denn im o.g. Zitat werden 30-39 Stunden als „vollzeitnah“ beschrieben. Abgesehen von der Unklarheit der Aussage, wäre es aus meiner Sicht deutlich sinnvoller gewesen, zu Beginn erstmal zu definieren, was denn Vollzeit eigentlich in jedem Land durchschnittlich bedeutet (bedingt durch rechtliche Rahmenbedingungen, Tarifverträge o.ä.). Daraufhin könnte man dann jeweils die Abweichungen in Prozent ausdrücken. Es macht doch keinen Sinn, Stundenanzahlen zu vergleichen und von Voll- bzw. Teilzeit zu sprechen, wenn dies in den Ländern mit unterschiedlichen Definitionen verbunden ist. Etliche Seiten später lese ich dann, dass das mit „Teilzeit" assoziierte Erwerbsvolumen in den Ländern und in den Wirtschaftssektoren der Länder stark variiert, da es dem selbst angegebenen Status der Teilzeitbeschäftigung entspricht; heißt einer geringeren Stundenzahl als bei Normalarbeitsverhältnissen von „typischen" Beschäftigten.[3] Wiederum etliche Seiten später die Aussage: „Im Durchschnitt arbeiten vollzeiterwerbstätige Mütter in Deutschland nahezu 42 Stunden pro Woche und werden nur von Müttern in der Schweiz und Österreich mit rd. 44 Wochenstunden übertroffen. In Norwegen, Dänemark und Frankreich arbeiten vollzeiterwerbstätige Mütter hingegen im Durchschnitt weniger als 40 Stunden pro Woche. Vollzeiterwerbstätige Väter haben in Deutschland mit knapp über 45 Stunden ebenfalls eine relativ lange Wochenarbeitszeit, die zwar über dem europäischen Durchschnitt, aber unter der wöchentlichen Arbeitszeit in anderen europäischen Ländern wie Österreich, der Schweiz und Polen liegt. Väter in Norwegen, Dänemarks, Schweden und Finnland arbeiten ihrerseits weniger Stunden als der europäische Durchschnitt, jedoch noch immer mehr als 40 Wochenstunden. Relativ kurze regelmäßige Wochenarbeitszeiten in Vollzeitarbeitsverhältnissen sind daher in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland sowohl unter Frauen als auch unter Männern verbreitet.“[4]  Warum werden diese Angaben nicht schon auf den Seiten vorher gemacht? Mir scheint es, als werden bestimmte Angaben an Stellen gemacht (oder eben nicht), um gewünschte Wirkungen zu erzielen. Meiner Meinung nach ist es nicht wissenschaftlich genug, da es mir vorkommt, als soll der Leser verwirrt oder beeinflusst werden.

Durcheinander komme ich vollends als ich folgende Aussage lese: „In Frankreich und Schweden leistet ein nicht unerheblicher Teil der in einer Partnerschaft lebenden Väter mindestens 45 Wochenstunden.“ [5] Und: „Der geringe durchschnittliche geschlechtsspezifische Unterschied bei der Wochenarbeitszeit in den nordischen Ländern und Frankreich ist auf die relativ lange Wochenarbeitszeit teilzeitbeschäftigter Frauen und die relativ kurze durchschnittliche Wochenarbeitszeit vollzeitbeschäftigter Väter und Mütter zurückzuführen.“[6]   Vielleicht muss der Leser mehr auf die Wortwahl nicht unerheblicher Teil, verbreitet, im Durchschnitt, relativ lange, relativ kurze achten; ich bin ehrlich gesagt verwirrt.

 

Mütter in Deutschland, die in einer  Partnerschaft leben und in Teilzeit beschäftigt sind, arbeiten durchschnittlich  20 Stunden pro Woche. In den nordischen  Ländern oder Frankreich sind dies im Durchschnitt 10 Stunden mehr. Als Hauptgründe, dass diese in Deutschland nicht in Vollzeit arbeiten, werden Hausarbeit, Kindererziehung oder Pflegeaufgaben genannt. Interessant ist hier aber die einige Abschnitte später gemachte Aussage: „In […] Länder […] wo viele Frauen langfristig teilzeitbeschäftigt sind — ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Mütter in Vollzeit arbeiten, wenn ihr Partner ein relativ hohes Erwerbseinkommen bezieht. In diesen Ländern reduzieren viele Mütter offenbar ihre Arbeitszeit, sobald es sich die Familie finanziell leisten kann.“ [7]Was sind denn nun die Gründe, warum diese Mütter dann mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin Teilzeit arbeiten: Weil sie Hausarbeit, Kindererziehung oder Pflegeaufgaben leisten, und sich dies nicht mit einer Vollzeittätigkeit vereinbaren lässt oder weil es sich die Familie leisten kann, wenn die Mutter in Teilzeit arbeitet oder weil die Mütter nicht mehr arbeiten wollen? Interessant ist auch, dass der Anteil an Frauen in Deutschland, die in Teilzeit arbeiten, mit zunehmendem Alter zunimmt und in den ältesten Altersgruppen beträchtlich ist.[8]

 „[…] bedeutet dies, dass Frauen in Deutschland nicht mehr in eine Vollzeitbeschäftigung zurückkehren, sobald sie einmal in Teilzeit arbeiten. Sie scheinen tatsächlich in einer „Teilzeitfalle" festzustecken.[9] Eine Seite später jedoch, wird diese Aussage dahingehend abgeschwächt, dass von Rückkehr in Vollzeit von können/ oder wollen gesprochen wird. Hier hätte ich mir eine konkrete Aussage gewünscht: Können Frauen nicht mehr zurück in Teilzeit und stecken in einer Teilzeitfalle oder wollen sie nicht mehr zurück in Vollzeit? Oder vielleicht beides? Was sind die Gründe? Mehrere Seiten später lese ich dann, dass im Durchschnitt der europäischen Länder „weniger als 10% der in einer Partnerschaft lebenden Mütter, die weniger als 30 Stunden pro Woche erwerbstätig sind, als Grund für ihre Erwerbssituation [angeben], dass sie keine längere Arbeitszeit wünschen.“[10] Also doch eine Teilzeitfalle? Oder doch die unbezahlte häusliche Arbeit? Letztere wird in Deutschland von 65,2% als Haupthindernis gesehen; aber auch in Frankreich mit 59% sowie in den Niederlanden, dem vereinigten Königreich und Belgien. Als zweithäufigster Grund für eine Arbeitszeit unter 30 Stunden wird die Arbeitsnachfrage genannt. Viele in einer Partnerschaft lebende Mütter möchten mehr arbeiten, können aber nicht den richtigen Arbeitsplatz finden. Diese Angabe gilt jedoch nicht für Deutschland. Hier sind die Gründe, wie o.g. genannt , Hausarbeit, Kindererziehung oder Pflegeaufgaben.

Partnerschaftliche Aufteilung

„Im Idealfall sollte eine partnerschaftliche Aufgabenteilung in der Familie auch beide Partner in die Lage versetzen, ein angemessenes Haushaltseinkommen sicherzustellen und Zeit miteinander zu verbringen. Dennoch ist der Arbeitszeitunterschied zwischen den Partnern — die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden des Mannes abzüglich der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden der Frau in Paaren, in denen der Mann erwerbstätig ist — in der Regel erheblich. Angesichts der Tatsache, dass Mütter in Deutschland so häufig weniger als 30 Stunden pro Woche erwerbstätig sind und Väter lange Arbeitswochen haben, ist die Differenz bei der Wochenarbeitszeit unter den Partnern in Deutschland zusammen mit Österreich und der Schweiz mit über 25 Stunden am größten.“ [11]

Meinen Rechenfähigkeiten zufolge müsste es hier „knapp über 25 Stunden“ heißen: 20 Stunden arbeiten Mütter im Durchschnitt und Väter knapp über 45 Stunden. Das macht keinen großen Unterschied, doch die Aussagen unterscheiden sich meiner Meinung nach hierdurch. Wörter wie knapp, fast, die meisten, die wenigsten, relativ führen in dieser Studie an verschiedenen Stellen zu Aussagen, die unter sonst gleichen Angaben unterschiedliche Schlussfolgerungen zulassen.

Einen weiteren Widerspruch entdecke in ich den folgenden Aussagen:

„Der geringe durchschnittliche geschlechtsspezifische Unterschied bei der Wochenarbeitszeit in den nordischen Ländern […] ist auf die relativ lange Wochenarbeitszeit teilzeitbeschäftigter Frauen und die relativ kurze durchschnittliche Wochenarbeitszeit vollzeitbeschäftigter Väter und Mütter zurückzuführen.“[12]

[..] während in Schweden, Island […] die wöchentliche Arbeitszeit von Müttern zwischen 40 bis 44 Stunden liegt.[13] 40 bis 44 Stunden sind doch keine kurze Wochenarbeitszeit. Vollzeiterwerbstätige Väter haben in Deutschland mit knapp über 45 Stunden ebenfalls eine relativ lange Wochenarbeitszeit.

Ggf. habe ich hier etwas überlesen und nur 45 Stunden und mehr gelten als lange; für mich in jedem Fall in den Aussagen nicht stimmig.

Klar ist, dass kürzere Arbeitszeiten mit weniger Gehalt einhergehen. Aufgrund des hohen Grades an Teilzeitbeschäftigungen von Müttern in Deutschland tragen diese „durchschnittlich nur ein Viertel zum Einkommen der Haushalte bei [..] der entsprechende Anteil in Frankreich, Schweden, Dänemark [liegt bei] über 35%.“[14] Hinzu kommt, dass teilzeitbeschäftigte Frauen „[…] auch mit größerer Wahrscheinlichkeit einen geringeren Stundenlohn als vollzeitbeschäftigte Männer [beziehen]. Der Rangplatz vieler Länder nach der Höhe des Einkommensgefälles innerhalb der Paare deckt sich weitgehend mit ihrem Rangplatz nach der durchschnittlichen Differenz zwischen den Bruttostundenlöhnen von Männern und Frauen, bezogen auf alle Beschäftigte.“[15]

Geringere Erwerbsjahre sowie ein geringerer Stundenumfang tragen auch zu Unterschieden in der Rentenhöhe bei: Die Rentenansprüche von Frauen aus der gesetzlichen Altersversicherung waren im Jahr 2011 durchschnittlich 28% niedriger als die der Männer.[16]

Nicht nur die Anzahl der Arbeitsstunden sind im Ländervergleich unterschiedlich, sondern auch die Lage der Arbeitszeit. „In deutschsprachigen Ländern arbeiten Mütter häufig die ganze Woche halbtags, während die Teilzeiterwerbstätigkeit von Müttern in den nordischen Ländern und Frankreich — im Durchschnitt über 25 Wochenstunden - eher einer vollzeitnahen Beschäftigung gleicht, bei der Mütter entweder nur an bestimmten Tagen arbeiten oder eine kürzere tägliche Arbeitszeit haben. In Frankreich ist es beispielsweise üblich, dass Teilzeitbeschäftigte vier von fünf Tagen erwerbstätig sind, wobei Mütter junger Kinder mittwochs nicht arbeiten, da die Schulen im Elementar- und Primarbereich bis vor kurzem mittwochs geschlossen waren.“ [17] In Schweden können Eltern durch flexible Arbeitszeitregelungen am Nachmittag gehen, um ihre Kinder abzuholen.

„Aufgrund der begrenzten Öffnungszeiten von Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten sind teilzeitbeschäftigte Mütter in deutschsprachigen Ländern hingegen gezwungen, nur halbtags zu arbeiten Trotz der Anstrengungen, mehr in Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungseinrichtungen zu investieren, sind die meisten Schulen des Primar- und Sekundarbereichs in Deutschland nachmittags noch immer geschlossen. Von den Eltern (d.h. in der Regel von den Müttern) wird erwartet, dass sie am Nachmittag für ihre Kinder Lern und Freizeitaktivitäten organisieren, weil die Kinder sonst allein zu Hause wären.“[18] Für Investitionen in Kinderbetreuung, d.h. für Maßnahmen, die es Eltern leichter machen, Familie und Beruf zu vereinbaren, wurde ein positiver Effekt auf die Erwerbsbeteiligung der Frauen nachgewiesen. „Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote zu einem deutlichen Anstieg der Erwerbsbeteiligung der Frauen führt und einen stärkeren positiven Einfluss auf die Frauenerwerbstätigkeit hat als Unterschiede bei der Dauer der bezahlten Elternzeit. Das Betreuungsangebot für Kinder unter 3 Jahren hat sich zwischen Mitte der 1990er Jahre und Ende der 2000er Jahre im Durchschnitt verdoppelt, was mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquote der Frauen im Alter von 25-54 Jahren um schätzungsweise 2,5 Prozentpunkte — ein Viertel des insgesamt zwischen 1995 und 2008 verzeichneten Anstiegs — verbunden war.“[19] Neben den familienfreundlichen Maßnahmen wird die  Erwerbsbeteiligung der Frauen durch weitere Faktoren beeinflusst, wie z. B. den Anstieg ihres Bildungsniveaus, Veränderungen des Arbeitsmarkts, sowie das Steuersystem. Der Effekt der Maßnahmen wiederum variiert mit dem Bildungsniveau der Frauen. „Cipollone et al. (2015) stellen fest, dass Kinderbetreuungsbeihilfen und kinderfreundliche Maßnahmen positive Auswirkungen auf die Erwerbsquoten 25- bis 34-jähriger Mütter mit mittlerem bis hohem Bildungsniveau hatten. Für Frauen mit geringem Bildungsniveau wurde jedoch kein Effekt festgestellt.“

Im nächsten Artikel lesen Sie: „Aufteilung der unbezahlten Arbeit zwischen den Partnern“

[1] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 137

[2] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 137          

[3] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 143

[4] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 147

[5] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 150

[6] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 148

[7] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 137

[8] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 139

[9] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 139f.

[10] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 144

[11] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 150

[12] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 148

[13] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 149

[14] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 154

[15] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 155

[16] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 157

[17] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 143

[18] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 143f

[19] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 159