Zusammenfassung des 2. Kapitels der OECD Studie zum Thema Partnerschaftlichkeit

Das zweite Kapitel der Studie beschäftigt sich mit den Themen Partnerschaft, Familienstruktur und Arbeitsteilung. Bereits zu Beginn des Kapitels – in dem die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst sind - fallen etliche Dopplungen in den Aussagen zum vorherigen Kapitel auf. Dies ist für den Leser nicht nur verwirrend, sondern auch zeitraubend; schließlich hätte man etliche Seiten sparen können. Zudem werden unterschiedliche Aussagen gemacht. So heißt es beispielsweise „in den letzten 15 Jahren sind in Deutschland viele Frauen in den Arbeitsmarkt eingetreten.“[1] Während einige Seiten später dann steht: “In den letzten Jahrzehnten sind in Deutschland viele Frauen in den Arbeitsmarkt eingetreten.“[2] <Anmerkung: Nun liegen zwischen 15 Jahren und zwei Jahrzehnten lediglich Minimum 6 Jahre; und auch die ein oder andere Dopplung wäre hinnehmbar gewesen, jedoch nicht in der aufgetretenen Häufigkeit. Dies verwirrt und entnervt mich nicht nur während des Lesens; ich hätte von einer Studie der OECD auch eine deutlich höhere Qualität erwartet. An der Stelle an der steht: „Männer haben aufgrund höherer Erwerbseinkünfte und anderer Ressourcen, z.B. Bildung, bei Entscheidungen häufig ein größeres Mitspracherecht“[3]muss ich kurz an mich halten. Wie passt dies zu der bekannten, stetig gestiegenen Qualifikation der Frauen, die in allen 28 Ländern der EU im Alter zwischen 30 und 34 Jahren häufiger über einen hohen Bildungsabschluss als gleichaltrige Männer verfügen.[4] >

Zwischen 2000 und 2014 sind die Erwerbstätigenquoten der Frauen in Deutschland um über 11,3 Prozentpunkte gestiegen (im OECD Raum nur 4,7 Prozentpunkte), d.h. von 58,1% auf 69,5%. Deutschland hat damit heute die höchste Frauenerwerbstätigenquote im OECD Raum nach den nordischen Ländern und der Schweiz.[5] Die meisten Frauen sind jedoch teilzeitbeschäftigt. Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Mütter mit Kinder unter 15 Jahren arbeitete im Jahr 2013 weniger als 30 Stunden. „In den neuen Bundesländern hat sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigung unter den erwerbstätigen Müttern zwischen 1995 und 2012 fast verdoppelt, von 23% auf 44%.“[6] <Anmerkung: Das ist eine interessante Tatsache, da doch das öffentliche Kinderbetreuungsangebot in den neuen Bundesländern gerade in den Jahren bis zum starken Ausbau in den alten Bundesländern deutlich höher war. Bedauerlicherweise werden hier keine möglichen Erklärungen gegeben.>

Als einen Grund für ihre Teilzeitbeschäftigung geben Mütter an, dass sie einen großen Teil ihrer Zeit mit Haushalt und Kinderbetreuung verbringen. Eltern teilen sich meistens die unbezahlte Haus-  und Familienarbeit nicht gerecht auf und Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als ihre männlichen Partner. Dies ist kein rein deutsches Phänomen, sondern ist in allen OECD Ländern gleich; wenngleich es in den Ländern Unterschiede in der Verteilung gibt. Anmerkung: Hier habe ich vorgegriffen auf Kapitel 5 der Studie. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden die Anteile der unbezahlten Arbeit in Minuten angegeben. Frauen in Norwegen wenden demnach 210 Minuten für unbezahlte Arbeit auf; Männer 160 Minuten. Auf einen Haushalt bezogen müsste dies im Durchschnitt heißen, dass 370 Minuten am Tag für unbezahlte Arbeit aufgebracht werden. In Korea sind es dagegen nur 230 plus 45 Minuten, d.h. zusammen 275 Minuten. <Anmerkung: Auch hier hätte ich mir eine nähere Erklärung gewünscht. Werden in Korea mehr haushaltsnahe Dienstleistungen eingekauft oder übernehmen andere Familienmitglieder wie z.B. Großeltern oder Kinder einen Teil der Arbeit?>

„Die Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit unter den Eltern hat auch makroökonomische Auswirkungen. Die Länder, in denen die Geschlechterdifferenz bei der zeitlichen Aufteilung der Haus- und Familienarbeit am geringsten ist, weisen auch bei den Erwerbstätigenquoten die niedrigste Genderlücke auf, was erhebliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die sozioökonomische Gleichstellung hat.“[7] 

„Arbeitszeitunterschiede zwischen Männern und Frauen tragen zu dem andauernden Lohngefälle zwischen Männern und Frauen auf nationaler Ebene und in den Haushalten bei.“[8]  Anmerkung: Eine Erklärung zu dieser Aussage folgt nicht; hier ist sicherlich davon auszugehen, dass sich z.B. tariflich vereinbarte prozentuale Gehaltssteigerungen bei Teilzeitgehältern in absoluten Werten geringer niederschlagen und sich dieser Unterschied mit zunehmender Anzahl an Jahren in Teilzeit stetig vergrößert.

Der Anteil der Paare, die die Erwerbsarbeit mit 30 und 39 Stunden nahezu gleich aufteilen ist in Deutschland folglich gering mit 1,2%. Hier handelt es sich nicht um rein deutsches Phänomen; der Anteil liegt in 17 von 26 Ländern unter 5%. „Die in Deutschland am weitesten verbreitete Erwerbskonstellation in Paarfamilien ist, dass der Vater in Vollzeit beschäftigt ist, während die Mutter wenige Stunden in Teilzeit arbeitet oder gar nicht erwerbstätig ist“[9]  […].

Umfragedaten gestatten es zwar nicht, genau zu bestimmen, welche Faktoren in Deutschland für die Präferenz für Teilzeitarbeit oder vollzeitnahe Beschäftigung ausschlaggebend sind, einige Faktoren wie kulturelle Prägungen, soziale Institutionen und Arbeitsmarktstrukturen dürften jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rolle spielen. Wie bereits im ersten Kapitel erwähnt, hat sich die Einstellung zur Erwerbstätigkeit von Müttern und zur Rollenverteilung in der Familie in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Das Modell des männlichen Alleinverdieners verliert insbesondere unter jüngeren Erwachsenen an Zustimmung, während eine stärkere Erwerbsbeteiligung der Mütter befürwortet wird. Dennoch ist in den alten Bundesländern immer noch ein Großteil der Bevölkerung der Meinung, dass Mütter — wenn überhaupt — nur in Teilzeit arbeiten sollten.  Bezogen auf die Elternzeit, vertreten die meisten Menschen (die eine bezahlte Elternzeit grundsätzlich befürworten) die Meinung, dass diese von beiden Elternteilen in Anspruch genommen werden sollten und 40% finden, dass diese zu gleichen Teilen zwischen den Eltern aufgeteilt werden sollte. Was die kulturellen Faktoren anbelangt, so haftet erwerbstätigen Müttern in Deutschland nach wie vor ein Stigma an, was sich darin zeigt, dass sie teilweise immer noch abwertend als „Rabenmütter" bezeichnet werden, die sich nicht genug um ihre Kinder kümmern.

In einer Eurobarometer-Umfrage (2014),  in der die Befragten drei Antworten auswählen konnten, wurde festgestellt, dass die Menschen in Deutschland Maßnahmen in den folgenden vier Bereichen für entscheidend halten, um die Zahl der erwerbstätigen Frauen zu erhöhen:

  • sicherstellen, dass Frauen für die gleiche Arbeit genauso viel verdienen wie Männer (47%);
  • mehr flexible Arbeitszeitregelungen (40%);
  • Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Haushalts- und Betreuungsaufgaben erleichtern
  • Verbesserung des Zugangs zu Kinderbetreuung (39%).

Interessant: „Müller und Blome (2013) haben eine quantitative Analyse der Auswirkungen durchgeführt, die die Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Müttern im Zeitraum 1990-1999 auf die zwischen 1993 und 2007 durchgeführten familien- und arbeitspolitischen Reformen in elf europäischen Ländern hatten. Sie stellen eine positive Beziehung zwischen den Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Müttern und den umgesetzten Politikmaßnahmen fest. In Ländern mit einer positiveren Einstellung zur Erwerbstätigkeit von Müttern waren die ergriffenen Maßnahmen mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die Förderung von Doppelverdienerfamilien ausgerichtet. Weckström (2014) stellte außerdem fest, dass in mehreren Ländern eine starke Korrelation zwischen den Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Müttern und dem Kinderbetreuungsangebot besteht. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass der jüngste Ausbau des FBBE-Angebots die Rahmenbedingungen für die Erwerbstätigkeit von Müttern zwar eindeutig verbessert hat, per se aber nicht zu einer ausgewogeneren Aufgabenteilung zwischen den Partnern beiträgt, Solche Maßnahmen haben hauptsächlich zur Folge, dass Frauen mehr Zeit für Erwerbsarbeit haben, ohne Anreize zu setzen, dass die Väter sich stärker an der Kinderbetreuung beteiligen (Daly, 2011', Ciccia und Bleijenbergh, 2014).“[10]

2014 lebten rund 83,1% der Kinder in einem Haushalt mit zwei Elternteilen. Interessant ist, dass deutlich mehr Kinder in Deutschland bei verheirateten Eltern aufwachsen als in vielen anderen europäischen OECD-Ländern. 2014 lebten rund 75,6% der Kinder in Deutschland mit zwei verheirateten Elternteilen zusammen, verglichen mit weniger als 60% in Frankreich und vielen nordeuropäischen OECD-Ländern (Estland, Island, Norwegen und Schweden).[11] Gleichzeitig wachsen mehr Kinder bei zwei unverheiratet zusammenlebenden Elternteilen auf.

< Anmerkung: Hier hätte ich die Zahl der Eheschließungen und Scheidungsraten interessant gefunden; d.h. wachsen in Deutschland mehr Kinder bei verheirateten, leiblichen Eltern auf, weil mehr Eltern heiraten oder weil die Scheidungsraten geringer sind als in anderen OECD Ländern? Oder sind die Scheidungsraten zwar hoch, aber gleichzeitig auch die Wiederverheiratungsraten, so dass  Kinder zwar häufig mit zwei verheirateten Elternteilen aufwachsen, ein Elternteil jedoch nicht das leibliche ist?>

Im nächsten Kapitel erfahren Sie mehr über die Maßnahmen seitens der Politik zur Förderung der Partnerschaftlichkeit in Deutschland.

[1] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 43
[2] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 50
[3] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 58
[4] Vgl. https://www.boeckler.de/61855.htm
[5] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 50
[6] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 52
[7] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 42
[8] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 43
[9] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 52
[10] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 67
[11] Vgl. OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 44

 

Zusammenfassung des 1. Kapitels OECD Studie zum Thema Partnerschaftlichkeit

Im folgenden finden Sie die versprochene Zusammenfassung des ersten Kapitels der OECD Studie „Dare to share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“.

Während in der Vergangenheit die traditionelle Rollenverteilung überwog, so hat sich die Einstellung gegenüber berufstätigen Müttern in Deutschland positiv verändert. 21,8% der deutschen Bevölkerung meinte im Jahr 2012, eine Mutter mit Kindern im Vorschulalter solle nicht arbeiten gehen; 2002 hingegen waren noch 46,6% dieser Auffassung. „Zudem zeigte sich die deutsche Bevölkerung im Hinblick auf die Frage, ob Väter oder Mütter bezahlte Elternzeit nehmen sollten, im Jahr 2012 nach der schwedischen als eine der egalitärsten“.[1]

Gestiegen ist außerdem der Anteil der Frauen an allen Erwerbstätigen. Mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen arbeitet jedoch in Teilzeit. Trotz der o.g. geänderten Einstellung dominiert also in Deutschland weiterhin das „Hauptverdienermodell“, in dem die Väter in Vollzeit und die Mütter in Teilzeit arbeiten. Die meisten Männer arbeiten über 40 Stunden pro Woche. Wobei es die Mütter im Durchschnitt vorziehen würden, wenn ihre Partner ca. fünf Stunden pro Woche weniger arbeiten; umgekehrt würden sich die Väter wünschen, dass ihre Partnerin drei Stunden weniger arbeitet. <Anmerkung: Da Mütter im Vergleich zu Vätern deutlich weniger Stunden pro Woche arbeiten, finde ich den Wunsch der Väter interessant und hoffe, im weiteren Verlauf der Studie auf eine Erklärung. Nicht erwähnt wird an dieser Stelle nämlich, dass sich wohl auch Väter eine Reduzierung ihrer eigenen Arbeitsstunden wünschen.[2]>

„Mit 18% sind die Niederlande das Land mit dem höchsten Anteil an Paarhaushalten mit Kindern, in denen die Männer zwischen 30 und 39 Stunden pro Woche erwerbstätig sind und die Frauen in Teilzeit (1-29 Stunden) arbeiten. Der Anteil dieser Haushalte ist dort […] dreimal so hoch wie in Deutschland.“ [3] <Anmerkung: Ich persönlich finde diese Angabe nicht hilfreich, da die Spanne von 1-29 Stunden meiner Meinung nach deutlich zu hoch ist. Es stellt doch sowohl für das Erwerbseinkommen und die Altersvorsorge als natürlich auch für die verfügbare Familienzeit einen erheblichen Unterschied da, ob eine erwerbstätige Mutter lediglich eine oder 29 Stunden arbeitet. Ebenso die Angabe zu den Vätern mit 30-39 Stunden. Hierunter könnte theoretisch ein Großteil der niederländischen Väter fallen, die mit 39 Stunden in Vollzeit arbeiten. In dem Fall hinkt der Vergleich, da dann mit den in Deutschland vollzeiterwerbstätigen Väter verglichen werden müsste; auch wenn diese 40 Stunden oder mehr arbeiten.>

Um den Kreislauf des ungleichen Lohn- und Rentengefälles zu durchbrechen, wäre laut der OECD Studie der Idealzustand, „ […] wenn Väter länger in Elternzeit gehen oder mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit wie Mütter ihre Arbeitszeit nach der Geburt eines Kindes vorübergehend verringern würden, hätten die Arbeitgeber stärkere Anreize, in gleichem Maße in die Fortbildung und Karrierechancen von Müttern zu investieren. Wenn Mütter im selben Umfang wie Väter erwerbstätig sein könnten, würde dies ihre wirtschaftliche Sicherheit im Fall einer Scheidung oder Auflösung der Partnerschaft stärken und ihr rentenbezogenes Risiko der Altersarmut verringern. Wenn Väter und Mütter beide vorübergehend vollzeitnah arbeiten und ihre berufliche Laufbahn in Vollzeit verfolgen würden, wenn die Kinder größer werden […].[4]

Das Arbeits- und Familienleben steht bei vielen Eltern in Konflikt. In Deutschland geben Eltern mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als in anderen OECD Ländern an, dass Arbeits- und Familienleben miteinander nicht vereinbar sind. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Kinder in einer Familie in Deutschland einen stärkeren negativen Effekt auf die Erwerbstätigkeit der Frauen hat als in vielen anderen OECD Ländern. Außerdem bleiben Frauen in Deutschland mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit kinderlos als Frauen in anderen Ländern. 36% der Frauen im Alter von 25-49 Jahren waren im Jahr 2012 in Deutschland kinderlos, während es z.B. in Frankreich nur 28% waren. Zudem besteht in Deutschland ein großer Unterschied zwischen der präferierten und  der tatsächlichen Kinderlosigkeit. Nur 7% der Frauen geben an, dass Kinderlosigkeit ihr „Ideal" ist. Die Geburtenraten sind abhängig vom Bildungsstand sowie vom Beruf und Einkommen der Frauen. Frauen mit Hochschulabschluss haben mit geringerer Wahrscheinlichkeit Kinder. Gleiches gilt für erwerbstätige -  insbesondere vollzeiterwerbstätige - Frauen. „Frauen mit höherem Einkommen haben ebenfalls mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit ein Kind als Frauen mit niedrigeren Einkommen, da Frauen mit niedrigem Erwerbseinkommen oftmals mit einem männlichen Hauptverdiener zusammenleben.“[5]<Anmerkung: Soll es heißen, dass Frauen, die wenig verdienen sich im Vorfeld eher einen Mann als Hauptverdiener / Ernährer suchen um dann Kinder zu bekommen? Oder ist es eher so, dass sich die Tatsache, dass Frauen wenig verdienen und der Mann der Hauptverdiener ist, erst durch die Geburt eines Kindes ergeben?>

Auch wenn das Arbeits- und Familienleben bei vielen Eltern nach wie vor in Konflikt steht, kommen nach Einführung des Elterngeldes Mütter häufiger nach dem Ende des Elterngeldbezugs wieder an den Arbeitsplatz zurück. Insbesondere hochqualifizierte Mütter kehren in Vollzeit zurück. Im Zeitraum 2009 bis 2014 stieg der Anteil der Väter, die Elterngeld bezogen haben auf mehr als ein Drittel. An dieser Stelle hätte ich mir eine Statistik gewünscht; es bleibt hier leider nur bei der Aussage. Fazit der OECD ist hier, dass ein Großteil des vom Staat gezahlten Elterngeldes durch Steuermehreinnahmen ausgeglichen wird. „Schätzungen des Forschungsinstituts RWI lassen darauf schließen, dass selbst in den ersten Jahren nach der Einführung etwa 25% der zusätzlichen Kosten durch staatliche Mehreinnahmen bzw. Minderausgaben refinanziert wurden (Bechara et al., 2015)[6] <Anmerkung: 25% entsprechen nicht dem o.g. Großteil; mathematisch müsste es sich um eine Zahl >50% handeln und zudem stellt sich die Frage, warum es einen Unterschied zwischen den ersten Jahren und heute gibt. Weil die Zahl derer, die Elterngeld beziehen gestiegen ist oder weil sich die Rückkehrzeit verkürzt hat? Eine Erklärung wird hier leider nicht gegeben.>

„Seit Mitte der 2000er Jahre ist die Politik in Deutschland dazu übergegangen, eine partnerschaftlichere Aufteilung der Zeit für Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit zu fördern, und in diesem Sinne ist sie — vielleicht mit Ausnahme der nordischen Länder — den meisten OECD-Ländern voraus. Es gibt eine Reihe staatlich geförderter Initiativen, an denen verschiedene Akteure des privaten Sektors beteiligt sind, darunter Initiativen für einen stärkeren Austausch über empfehlenswerte Praktiken unter den beteiligten Akteuren und Evaluierungen familienfreundlicher Unternehmen. Zuletzt unterzeichneten verschiedene Akteure (einschließlich der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften) 2015 das „Memorandum Familie und Arbeitswelt: Die NEUE Vereinbarkeit".“[7] <Anmerkung: Kein anderes OECD Land beteiligt so viele Akteure an dem politischen Familiengeschehen. Weil es kein anderes Land nötig hat oder weil es nicht gewünscht ist? Grundsätzlich finde ich finde es positiv, wenn viele Beteiligte gemeinsam an einem Strang ziehen. Inwieweit so jedoch mehr Kompromisse eingegangen werden müssen oder sich der Entscheidungszeitraum verlängert, wird hier nicht berücksichtigt.>

Als ein weiterer Schritt der Bundesregierung hin zur NEUEN Vereinbarkeit sowie zu einer partnerschaftlicheren Aufteilung der Familienarbeit ist insbesondere die Einführung des ElterngeldPlus zu nennen. Dieses „[…] kann als Schritt in Richtung eines Familienarbeitszeitmodells betrachtet werden, das darauf abzielt, Eltern junger Kinder zu unterstützen, die ihre beruflichen und familiären Pflichten partnerschaftlich aufteilen wollen. Ein Vorschlag für ein solches Modell (Müller et al., 2013) sieht Lohnergänzungsleistungen für die Dauer von drei Jahren für in einer Partnerschaft lebende Eltern vor, wenn beide Elternteile ihre Arbeitszeit verringern und vollzeitnah arbeiten. Im Durchschnitt würde dies kürzere Arbeitszeiten für die Väter und längere Arbeitszeiten für die Mütter bedeuten und hätte positive Folgen für das Einkommen und das Wohlergehen der Familien, die Zeit, die Väter mit ihren Kindern verbringen können, und die Laufbahn- und Gehaltsentwicklung der Frauen. Eine geringere berufliche Arbeitsbelastung könnte es den Vätern ermöglichen, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, wenn diese klein sind, und die Grundlage für ein stärkeres Engagement der Väter während des Heranwachsens der Kinder bereiten.“[8]

Zusammengefasst werden zum Schluss des ersten Kapitels folgende Politikempfehlungen gegeben:

  • Die Bemühungen fortzusetzen, mehr Väter zur Inanspruchnahme der Elternzeit zu ermutigen.
  • Auf der Grundlage der mit dem Elterngeld und dem ElterngeldPlus gesammelten Erfahrungen weitere familienpolitische Förderinstrumente zu entwickeln, einschließlich Möglichkeiten für Eltern junger Kinder, während eines bestimmten Zeitraums vollzeitnah zu arbeiten und eine begleitende finanzielle Unterstützung zu erhalten, wie dies derzeit in Deutschland im Rahmen des Konzepts einer „Familienarbeitszeit“ diskutiert wird.
  • Die Investitionen in Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder weiter zu erhöhen und den Zugang zu entsprechenden Einrichtungen auszuweiten.
  • Sowohl die Investitionen in außerschulische Betreuung für Kinder im Grundschulalter als auch der Zugang dazu müssen ausgeweitet werden.
  • Die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern und anderen Akteuren weiter auszubauen, um das Berufsleben familienfreundlicher zu gestalten.
  • Die zuständigen Stellen in Deutschland sind aufgerufen, sich durch öffentliche Aufklärungskampagnen, Vorbildwerbung, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und andere Kommunikationsmittel weiter dafür einzusetzen, die Vorteile einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung in Familien im Bewusstsein zu verankern.

Im nächsten Kapitel lesen Sie „Partnerschaft, Familienstruktur und Arbeitsteilung: Deutschland im OECD-Vergleich“. Die Zusammenfassung des 2. Kapitels folgt noch in dieser Woche.

[1] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 20 
[2] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Familien in Baden-Württemberg – Väter, 3/2014, S.3. Hier gaben ¾ der befragten Väter an, dass ihre reale Arbeitszeit über der Stundenzahl liegt, die ihrem Ideal entspricht. Die Zahlen wurden für BW erhoben; eine größere Abweichung zu anderen Bundesländern scheint mir unwahrscheinlich.
[3] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 24
[4] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 26
[5] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 31
[6] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 31
[7] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 33
[8] OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“, 2016, S. 33f.

 

Die OECD und der deutsche Weg zur Partnerschaftlichkeit

Für alle die keine Zeit und Muse haben, die 240 Seiten der jüngst veröffentlichten Studie der OECD „Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“ zu lesen, aber dennoch mehr darüber erfahren wollen als in den kurzen und teilweise polarisierenden Kommentaren der Presse, habe ich mir die Mühe gemacht, die Kapitel der Studie zusammenzufassen.  Leider wimmelt die Studie von mehrfachen Dopplungen und auch unterschiedlichen Aussagen. Letztere werde ich in meiner Zusammenfassung kennzeichnen.

Im Anschluss an die Zusammenfassung des letzten Kapitels werde ich mein Fazit zur Studie sowie Empfehlungen an die Akteure zur Verfügung stellen.

Worum es geht:

Die Vereinbarung von Beruf und Familie ist für viele Beschäftigte in Deutschland nach wie vor schwierig. Die dafür vorherrschenden Gründe wurden im letzten Jahrzehnt von Politik und auch Wirtschaft genauer hinterfragt. Nicht wenige politische Maßnahmen wie z.B. die Einführung des Elterngeldes oder der Rechtsanspruch für einen Krippenplatz wurden eingeleitet um eine bessere Vereinbarkeit – und somit auch (so die Hoffnung) u.a. eine höhere Geburtenrate in Deutschland herbeizuführen. Aufhänger für die Einführung der Maßnahmen waren dabei „die frühere Rückkehr der Mütter nach der Geburt an den Arbeitsplatz“, „Frauenförderung“ und „der demographische Wandel“. Langsamkeit konnte man den politischen Akteuren bei diesem Thema nicht vorwerfen.

Auch an Marketingmaßnahmen, Studien und Veröffentlichungen wurde nicht gespart. Sieben Jahre nach Einführung des Elterngeldes lag die Geburtenrate mit 1,47 Kindern je Frau etwas höher als mit 1,4 Kindern je Frau in den Jahren zuvor. Doch immer noch unter dem Durchschnitt der OECD Länder mit 1,67 Kindern. Also nicht ausreichend genug für das „Bestandserhaltungsniveau“. <Anmerkung: Dieser Begriff klingt merkwürdig; wird jedoch u.a. auch beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung verwendet. Es entspricht dem Geburtenniveau, bei dem der Erhalt der Elterngeneration durch die Kindergeneration gesichert ist .   >Daher rückt seit einiger Zeit ein neuer Begriff in den Vordergrund, wenn es um die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht: Der Begriff der Partnerschaftlichkeit. Klingt für mich zunächst nach einer neuen Wortkreation und auch mein Rechtschreibprogramm kennt dieses Wort bisher nicht. Gemeint ist, dass die partnerschaftliche Aufgabenverteilung in Familie und Beruf gefördert werden soll. Ich weiß aus zahlreichen Beratungsgesprächen mit Eltern weiß, dass hier sehr oft der Schuh drückt und bin ich gespannt auf die Studie der OECD.

Da ich mich selbst Zeit meines Arbeitslebens mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschäftige, freue ich mich auf einen – wie ich hoffe - erweiterten oder gar neuen Blickwinkel auf das Thema. Ich lasse mich nicht von relativ klein beschriebenen DIN A4 Seiten abschrecken und beginne wissbegierig zu lesen. Zugegeben - irritiert bin ich, als ich im Vorwort lese, dass diese Studie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bezuschusst wurde. Kann man da noch – ein halbes Jahr vor den Bundestagswahlen - auf eine objektive Studie hoffen? Ich lege diesen Gedanken zunächst beiseite und lese das Inhaltsverzeichnis genauer:

  1. Dare to share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf
  2. Partnerschaft, Familienstruktur und Arbeitsteilung: Deutschland im OECD-Vergleich
  3. Politikmaßnahmen zur Förderung der Partnerschaftlichkeit in Deutschland
  4. Verteilung von Erwerbsarbeit und Erwerbseinkommen in Paaren mit Kindern
  5. Aufteilung der unbezahlten Arbeit zwischen den Partnern
  6. Partnerschaftlichkeit und Geburtenverhalten in Deutschland und Frankreich

Sind Sie interessiert? Dann finden Sie die versprochene Zusammenfassung des ersten Kapitels hier am kommenden Montag.

„Alles zu meiner Zeit?!“

Wir waren im Februar bei der IHK Stuttgart zu Gast. Die Veranstaltung „Alles zu meiner Zeit?! Cancen und Herausforderungen einer individualisierten Personalpolitik“  drehte sich um die Frage, was eine individualisierte Personalpolitik konkret bedeutet, und welche Chancen und Herausforderungen sie für das Unternehmen und die Belegschaft mit sich bringt. Die Erkenntnisse, die von Frau Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig mit dem „Memorandum Familie und Arbeitswelt – Die NEUE Vereinbarkeit“ veröffentlicht wurden und deren Auswirkung auf die betriebliche Praxis sowie die immer stärker werdende Individualisierung von Lebensentwürfen standen hierbei im Vordergrund.
Neben der Vorstellung der als Explorationsstudie angelegten Befragung „Vereinbarkeit 2020“ fand eine Diskussionsrunde mit Unternehmensvertretern statt.

In der anschließenden Bearbeitung der Themeninseln

  • Vereinbarkeit für alle:Wie lässt sich eine Balance zwischen individuellen Ansprüchen im Team herstellen?
  • Die NEUE Vereinbarkeit im Unternehmen: Was unterstützt Väter?
  • Individuelle Vereinbarkeit gestalten: Wie kann die Digitalisierung dazu beitragen?
  • Vielfalt der Lebensentwürfe berücksichtigen: Wie verändert sich Führung?
  • Neue Entwicklungswege gehen: Wie sehen „Karrieren“ in einer individualisierten Arbeitswelt aus?

konnten wir unsere Expertise einbringen und gleichzeitig Anregungen von anwesenden KMU-Vertretern mitnehmen, die wir in die Ausbildung der Elternguides einfliessen lassen.

Nadja Alber zu Gast beim Fachtag „Väternetzwerk NRW“ im Landesfamilienministerium

Neben der Schilderung der Maßnahmen, die Nadja Alber in den letzten Jahren bei der SAP SE umgesetzt hat, konnte sie im Rahmen der Podiumsdiskussion passende Angebote von ELvisory vorstellen, die künftig auch die Väter noch besser dabei unterstützen können, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. So können ausgebildete Elternguides Väter dabei unterstützen, Aushandlungsprozesse so zu gestalten, dass sowohl für das Unternehmen als auch die Familie tragfähige Lösungen gefunden werden. Gern-Lern-Seminare und Elterncoaching zielen auf die Unterstützung berufstätiger Eltern mit schulpflichtigen Kindern und entlasten Väter und Mütter, wenn es um das Thema Schule geht.

Link: Familienministerin Christina Kampmann lobt Fortschritte in der Väterpolitik der Unternehmen

Foto: Nadja Alber und Bernd Altgen, Vorstandsvorsitzender VR-Bank Nordeifel eG. Quelle: Väter gGmbh

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