Unternehmen zweifeln am Homeoffice – das ist kurzsichtig: Artikel von Nadja Alber erreicht bei XING Klartext mehr als 16000 Leserinnen und Leser

Nadja Alber
Quelle: Lars Botz

2013 holte Yahoo seine Beschäftigten vom Homeoffice zurück ins Büro

Seitdem ist die Skepsis gegenüber der Arbeitsform wieder stark gestiegen

Dabei ist es das Topangebot, um Familie und Beruf zu vereinbaren – oder?

Seitdem der IT-Konzern Yahoo 2013 sämtliche Beschäftigte, die im Homeoffice gearbeitet hatten, wieder zurück ins Büro geholt hat, sind dem Unternehmen weitere gefolgt. Da fragen sich doch viele: Warum? Wurde Homeoffice nicht im vergangenen Jahrzehnt als das Topangebot zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesehen? So hieß es noch 2016 in einem Bericht des Bundesfamilienministeriums: „In mobilen Arbeitsformen liegt ein großes Potenzial für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das aber noch nicht ausreichend genutzt wird.“

In der entsprechenden Umfrage zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sagten 93 Prozent der Befragten, die ein Homeoffice nutzen, dadurch Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können, Familienaufgaben und berufliche Pflichten partnerschaftlicher zwischen Müttern und Vätern aufzuteilen und Zeit für die Familie zu gewinnen. Zudem hat die SPD erst vor wenigen Tagen in einem Positionspapier versprochen, das Recht auf Homeoffice sogar gesetzlich zu verankern.

Nicht jeder Mitarbeiter kann Homeoffice – aber warum es deshalb ganz verbieten?

Losgelöst von einer besseren Vereinbarkeit ist auch der Vorteil für den Arbeitgeber bekannt: Arbeiten von zu Hause steigert die Produktivität. Dies belegt auch eine aktuelle Studie der Stanford University Für unsere Umwelt hat es ebenfalls einen positiven Nebeneffekt, da durch den Wegfall der Wegstrecken mit dem Auto CO2-Emissionen eingespart werden. Einige Unternehmen verrechnen diese wegfallenden Strecken bereits bei ihrem ökologischen Fußabdruck.

Wie kommt es also, dass selbst fortschrittlich erscheinende Unternehmen nun an dieser Stelle zurückrudern? Diese Frage stellte ich jüngst einem Geschäftsführer, der hier anonym bleiben möchte. Er antwortete: „Wir müssen alle Mitarbeiter gleich behandeln, doch Homeoffice ist nur etwas für High Performer und Menschen, die sich gut selbst organisieren können. Wir können das nicht jedem anbieten.“ Aha, dachte ich. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser? Wohl kaum. Warum die bestrafen, die – egal an welchem Ort – einen guten Job machen, statt sich damit auseinanderzusetzen, warum möglicherweise manch ein Beschäftigter nicht die Leistung bringt oder erbringen kann, die erwartet wird.

Kommunikationsproblematiken sind vorgeschoben

Ein weiterer Grund für die Abschaffung des Homeoffice – oder dafür, es gar nicht erst damit zu versuchen – ist angeblich die Problematik in der Kommunikation innerhalb eines Teams. Wenn täglich jemand anderes nicht vor Ort im Büro ist, wird es schwierig, das Team zumindest einmal in der Woche gemeinsam an einen Tisch zu bekommen. Doch sollte es nicht auch hier Ideen zur Lösung geben? Es sollte doch ein Leichtes sein, einen festen Tag in der Woche zu bestimmen, an dem jeder, egal ob Vollzeit- oder Teilzeitkraft, im Büro ist.

Sicher wird man es so nicht jedem recht machen können, doch könnte dies ein Kompromiss sein. Nicht immer ist es sinnvoll, von zu Hause zu arbeiten – und nicht jeder möchte das auch. Wichtig ist es, eine passende Lösung für das jeweilige Unternehmen und die Beschäftigten zu finden.

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